46. Tag der Landesgeschichte in Regensburg
Mitgliederversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine am 18. Oktober 2019 im Thon-Dittmaier-Palais in Regensburg
Diese Mitgliederversammlung markiert mit der Neuwahl des Vorstandes eine Zäsur. Nach mehreren Jahren im Beirat und 24 Jahren im Vorstand als Schatzmeister und danach als Vorsitzender trat Prof. Dr. Manfred Treml nicht zur Wahl an und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Dr. Johannes Mötsch wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt, neu in den Vorstand kamen ausserdem als Schriftführerin Dr. Nicole Bickhoff und als zusätzliche Mitglieder Dr. Helmut Rönz, Dr. Martin Schoebel und Dr. Kai Sprenger. Neu in der Beirat wurden berufen Keywan Klaus Münster, Prof. Dr. Rainer Nicolaysen und Dr. Ernst Schütz.
Auszug aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung
Leitung Prof. Dr. Manfred Treml / Dr. Johannes Mötsch
Protokoll: Keywan Klaus Münster
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TOP 1 – Bericht des Vorsitzenden
Prof. Treml eröffnet die Sitzung und bedankt sich explizit bei den Herren Schuster und Schaile für die jahrelange Tätigkeit für den Gesamtverein.
Tag der Landesgeschichte in Regensburg: Prof. Treml lobt die Organisation des TdL und erläutert Ablauf und Konzeption des Programms. Gleichwohl bedauert er die mangelnde Beteiligung der örtlichen Vereine.
Verleihung Medaille: Herr Wolfgang Schaile soll auf der heutigen Abendveranstaltung für seine jahrelange Tätigkeit als Rechnungsführer des Gesamtvereins die Karl-Lamprecht-Medaille erhalten. Die Mitgliederversammlung spricht sich einstimmig dafür aus. [weitere Informationen]
Geschichte des Gesamtvereins: Prof. Neitmann hat sich mit Dr. Peter Bahl auf die Anfertigung eines Sachinventars zur Geschichte des Gesamtvereins geeinigt. Dazu soll nach einschlägigen Beständen verschiedener Provenienz gesucht werden. Die Arbeit soll noch 2019 abgeschlossen werden. Es wird eine kleine Arbeitsgruppe gebildet, die eine erstes Projektpapier ausarbeiten wird. Die Koordination liegt bei Prof. Neitmann. Weiterhin soll auf Vorschlag von Dr. Rönz Georg Mölich vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Experte in den Prozess (ggf. über eine Art Experten-Workshop) eingebunden werden.
Bildarchiv: Die Weitergabe und Prozesse zwischen Dr. Sprenger (Mainzer Institut für geschichtliche Landeskunde, Betreuung Homepage) und Dr. Rönz (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Betreuung Facebook). Herr Münster wird die fotographische Betreuung der kommenden Veranstaltungen übernehmen.
TOP 2 – Finanzbericht
Der Gesamtverein ist in einer finanziell sehr guten Situation. Die amtierende Schatzmeisterin Dr. Dorfey reicht die Jahresabrechnung 2018 und die Abrechnung 2019 (n. Stand 30.9.2019) ein. Die Rechnungsprüfung für 2018 hat am 4.2.2019 stattgefunden. Diese führte in formeller und sachlicher Hinsicht zu keinerlei Beanstandungen; der Rechnungsprüfungsbericht liegt vor. Der Finanzbericht ist angenommen.
TOP 3 – Blätter für deutsche Landesgeschichte
Prof. Neitmann legt den aktuellen 154. Band der Blätter für deutsche Landesgeschichte vor (825 S.). Insgesamt enthält der Band 35 Beiträge (27 Aufsätze/ 8 landesgeschichtliches Forum). Wichtiger Bestandteil für die Beiträge waren die Ergebnisse des 44. Tages der Landesgeschichte in Dresden. Auch ein Gedenkkolloquium für Dietrich Kurze (verst. 2016) in Berlin sowie die landesgeschichtliche Sektion des 52. deutschen Historikertages (Archive der Protest-, Freiheits- und Emanzipationsbewegung) lieferten wichtige Beiträge.
TOP 4 – Bericht über Homepage und Newsletter (Sprenger)
Homepage und Newsletter haben sich etabliert. Angewiesen ist man weiterhin auf die Mitteilungen der Mitgliedsvereine. Dr. Sprenger plädiert für weitere Rückmeldungen wie Berichte, Fotos oder Ankündigungen.
TOP 5 – Entlastung des Vorstandes
Dr. Zimmermann schlägt die Entlastung des Vorstandes vor. Der Vorstand wird einstimmig entlastet bei Enthaltung der Betroffenen.
TOP 6 - Neuwahlen
Vorstandwahl: Die Wahlleitung übernimmt Dr. Zimmermann nach einstimmiger Wahl durch die Versammlung.
Vorsitzender: Prof. Treml steht nicht mehr als Vorsitzender zur Verfügung. Als neuer Vorsitzender wird Dr. Johannes Mötsch vorgeschlagen.
Weiterhin:
- Stellv. Vorsitzender: Prof. Dr. Konrad Elmshäuser (wie bisher)
- Schatzmeisterin: Dr. Beate Dorfey (wie bisher)
- Schriftleiter der Blätter: Prof. Dr. Klaus Neitmann (wie bisher)
Die Wahl erfolgt jeweils einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen.
Dem erweiterten Vorstand sollen angehören: Dr. Helmut Rönz, Dr. Martin Schoebel, Dr. Kai-Michael Sprenger. Die Wahl erfolgt jeweils einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen.
Beiratszuwahl: Nach den Ergebnissen der Vorstandswahl gehen die Herren Mötsch, Rönz, Schoebel und Sprenger in den neuen Vorstand.
Dem Beirat sollen zukünftig folgende neue Mitglieder angehören: Keywan Klaus Münster, Prof. Dr. Rainer Nicolaysen, Dr. Ernst Schütz. Die Wahl erfolgt einstimmig bei Enthaltung der Betroffenen.
Weiterhin werden dem Beirat angehören: Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, Dr. Sabine Graf, Prof. Dr. Sigrid Hirbodian, Prof. Dr. Ferdinand Kramer, Prof. Dr. Michael Matheus, Prof. Dr. Winfried Müller. Das Ehrenmitglied Prof. Dr. Heinz-Günther Borck wird dem Beirat als ständiger Gast angehören.
Dr. Mötsch übernimmt als neuer Vorsitzender die Sitzungsleitung.
Rechnungsprüfer: Die Wahl der beiden Rechnungsprüfer fällt einstimmig auf Herrn Kurt Lange (wie bisher) und Dr. Gunnar B. Zimmermann.
TOP 7 – Tage der Landesgeschichte
2020: Der nächstjährige 47. Tag der Landesgeschichte wird Ende September 2020 in Mühlhausen stattfinden. Ablauf wie üblich (Freitag: Vorstands- und Beiratssitzung sowie Mitgliederversammlung und Abendvortrag mit Empfang. Samstag: Tagung – geplant sind 8 Vorträge). Am Sonntag soll eine Fahrt zum Bauernkriegspanorama nach Bad Frankenhausen stattfinden. Die Programmplanung ist weitestgehend abgeschlossen.
2021: Der 48. Tag der Landesgeschichte wird in Lübeck stattfinden. Das Thema könnte anlässlich des 200jährigen Jubiläums des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde die Geschichte von Geschichtsvereinen sein. Eine Sektion könnte Workshop-Charakter haben.
TOP 8 – Verschiedenes
Lamprecht-Grabmal: Dr. Mötsch schildert die aktuelle Situation des Lamprecht-Grabmals. Dieses ist nun von allen Seiten zugänglich, die Anfertigung eines neuen Fundaments ist möglich, womit der Grabstein über Jahrzehnte gesichert werden kann. Die sich daraus ergebenden höheren Kosten belaufen sich auf rund 19.000 Euro. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet. Auf der Homepage des Gesamtvereins soll eine Spendenseite mit weiteren Informationen eingerichtet werden.
Der Verfahrensvorschlag lautet: Der Gesamtverein reserviert 7.000 Euro für die Restaurierung. Der Betrag wird allerdings erst nach Erreichen der Spendensumme und Beendigung der Arbeiten fällig werden. Über die Auszahlung soll dann zu gegebener Zeit gesondert abgestimmt werden. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen. [weitere Informationen hierzu]
Rechnungsführung: Herr Schaile wird zukünftig vertraglich für den Gesamtverein tätig und die Rechnungsführung weiterhin in gewohnter Weise übernehmen.
Satzungsänderung: Den Mitgliedern wird in naher Zukunft eine Änderung der Satzung empfohlen. Die Änderungsvorschläge betreffend die Sitzungsmodalitäten etc. werden den Mitgliedern zugestellt.
Ehrenvorsitz: Dr. Mötsch schlägt vor, den bisherigen Vorsitzenden Prof. Treml anlässlich seiner mehr als 20jährigen Vorstandstätigkeit im Gesamtverein zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Die Wahl erfolgt einstimmig bei Enthaltung des Betroffenen. [weitere Informationen hierzu]
Der neue Vorstand
Würdigung des scheidenden Vorsitzenden Prof. Dr. Manfred Treml durch den stellvertretenden Vorsitzenden Prof. Dr. Konrad Elmshäuser
Auf der Mitgliederversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e. V., die anlässlich des 46. Tags der Landesgeschichte am 19. Oktober 2019 in Regensburg stattfand, hat der langjährige Vorsitzende des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, Prof. Dr. Manfred Treml auf eigenen Wunsch nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidiert. Die Mitgliederversammlung wählte Dr. Johannes Mötsch zu seinem Nachfolger.
Mit dieser Amtsübergabe endet eine ebenso lange wie verdienstvolle und erfolgreiche Tätigkeit von Manfred Treml im Vorstand des Gesamtvereins. Von 2003 bis 2019 hat Manfred Treml als Vorsitzender den Gesamtverein geführt, zuvor ist er als Schatzmeister in den Jahren 1995 bis 2003 im Vorstand tätig gewesen. Damit hat er sich insgesamt 24 Jahre lang in führenden Ämtern für den Gesamtverein engagiert, allein 16 Jahre als Vorsitzender. Hierfür ist ihm der Gesamtverein zu großem Dank verpflichtet.
Manfred Treml hat sich – wie er in einer Selbsteinschätzung auf der Mitgliederversammlung des Gesamtvereins in Regensburg noch einmal betonte – immer als Historiker und zugleich auch als Didaktiker verstanden. Die Erforschung und die Vermittlung von Geschichte – in all ihren Facetten und auf allen Vermittlungsebenen von der Arbeit für Laien, über die Schuldidaktik bis zur Wissenschaft – stand immer im Zentrum seiner weitgespannten Interessen und seiner vielfältigen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit.
Manfred Treml hat an der Universität München Geschichte, Germanistik und Sozialkunde für das Lehramt am Gymnasium studiert und nach dem Studienabschluss eine Dissertation zur bayerischen Pressepolitik im deutschen Vormärz (1976) verfasst. Nach der Tätigkeit als Lehrer an einem Münchner Gymnasium trat er eine Stelle als Studienleiter an der Studienstätte für Politik und Zeitgeschichte e. V. in München an. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Laufbahn waren die Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen (1981) und das Haus der Bayerischen Geschichte (1985), wo er wichtige Landesausstellungen verantwortete. Von 2001 bis 2010 leitete Manfred Treml das Museumspädagogische Zentrum München (MPZ), 2001 war er zum Honorarprofessor für „Geschichte und ihre Vermittlung“ an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt berufen worden Engagiert und hörbar hat sich Manfred Treml für die Geschichtsvereine und die Landesgeschichte stark gemacht und sich auch nicht gescheut, in seiner Rolle als Interessenvertreter seine Stimme zu erheben, wenn landeshistorische Lehrstühle oder Institute bedroht waren, was in seiner Amtszeit leider mehrfach der Fall war.
Als Vorsitzender des Gesamtvereins hat er sich als Brückenbauer zwischen Vereinen und Verbänden zwischen Museen, Archiven, Bibliotheken und nicht zuletzt den Universitäten verstanden und in diesem Sinn gewirkt. Hierfür hat er Vertreterinnen und Vertreter aller für die Landesgeschichte relevanten Sparten und Institutionen in den Vorstand und Beirat des Gesamtvereins eingeladen und eingebunden. Dabei kamen ihm und dem Gesamtverein seine Erfahrungen aus der Tätigkeit in weiteren Verbänden und Institutionen zugute. Es seien hier nur der Verband bayerischer Geschichtsvereine e. V., der Freundeskreis Haus der Bayerischen Geschichte, der Beirat für das Haus der Bayerischen Geschichte und der erweiterte Vorstand des Verbandes der Historikerinnen und Historiker Deutschlands (seit 2003) genannt. Im Historikerverband galt die Arbeit Tremls dem Stellenwert der Landesgeschichte - der „Abend der Landesgeschichte“ auf den Historikertagen ist als ein neues, kommunikativ-geselliges Format das er dort einbrachte, ein Beispiel für die Sichtbarmachung der Landesgeschichte. Auch im Gesamtverein ist der heutige Stellenwert der „Tage der Landesgeschichte“ als renommierte Fachveranstaltung, die jährlich an wechselnden Orten Akteure aus Vereinen und Wissenschaft zusammenbringt und aktuelle Themen sowie Jubiläen und Gedenkdaten aufnimmt, ganz wesentlich auch sein Verdienst. Gleiches gilt für den „Preis für Landesgeschichte“, der seit dem Jahr 2008 im zweijährigen Rhythmus als Nachwuchsförderung für herausragende Forschungen vom Gesamtverein vergeben wird und nicht zuletzt für die „Karl-Lamprecht-Medaille“, die seit dem Jahr 2018 vom Gesamtverein für besondere Leistungen für die Landesgeschichte verliehen wird.
Es versteht sich von selbst, dass der Gesamtverein ein so ungewöhnlich intensives Engagement nicht ohne entsprechende Anerkennung enden lassen wollte. Daher wurde Manfred Treml auf der Mitgliederversammlung in Regensburg mit einstimmigem Votum zum Ehrenvorsitzenden des Gesamtvereins ernannt. Diese Ehrung nahm er gerne an und versicherte, dass er auch weiterhin aus dem Ehrenvorsitz heraus dem Gesamtverein mit Rat und Tat zur Verfügung stehen werde.
Der 46. Tag der Landesgeschichte fand vom 18.- 20. Oktober 2019 in Regensburg statt und widmete sich dem Thema „Länderparlamentarismus im frühen 19. Jahrhundert“
Als Partner beteiligt waren:
- Historischer Verein für Regensburg und die Oberpfalz e.V.
- Bayerische Einigung e.V. und Bayerische Volksstiftung e.V.
- Haus der Bayerischen Geschichte
- Verband der bayerischen Geschichtsvereine e.V.
Die feierliche Eröffnung fand am Freitag, den 18. Oktober im Saal des Alten Reichstags. An die Begrüßung durch die Bürgermeisterin der Stadt Regensburg, Frau Gertrud Maltz-Schwarzfischer M.A, und ein Grußwort von Dr. Wolfgang Heubisch, des Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags, schloss sich die folgende Einführung des Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Manfred Treml an, die auch mit der Verleihung der Karl-Lamprecht-Medaille verbunden war. An den Einführungsvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Burgdorf schloss sich noch ein Empfang durch die Stadt Regensburg an.
Einführung
Einführungsvortrag von Prof. Dr. Manfred Treml mit Laudatio:
Mein erster Gruß geht an die Gastgeberin, Frau Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und an Dr. Wolfgang Heubisch, den Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags, die beide ein Grußwort sprechen werden. Da ich diese Veranstaltung als neu berufener Ehrenvorsitzender des Gesamtvereins eröffnen darf, begrüße ich auch meinen Nachfolger im Amt, Dr. Johannes Mötsch.
Mein Dank geht an die Stadt Regensburg – an Sie verehrte Frau Bürgermeisterin, an den früheren Kulturreferenten Klemens Unger und an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung - für diesen hochrangigen Eröffnungsort, den anschließenden Empfang und vor allem auch für das wunderbare Thon-Dittmer- Palais, in dem wir morgen unsere Tagung durchführen werden. Danken darf ich auch dem Haus der Bayerischen Geschichte und seinem Freundeskreis für das reichhaltige Begleitprogramm und die nicht unerhebliche finanzielle Unterstützung.
Auch die Bayerische Einigung, die als verfassungspatriotische Einrichtung am Thema sehr interessiert war, hat uns finanziell sehr stark unter die Arme gegriffen. Carl Engleitner und Wolfgang Schuster waren meine ebenso zuverlässigen wie unverzichtbaren Helfer, ohne die diese Veranstaltung nicht zu organisieren gewesen wäre.
Wir hätten für unsere die Eröffnung unserer Tagung keinen würdigeren und keinen beziehungsreicheren Ort finden können als den Tagungssaal des Alten Reichstages. So starten wir gewissermaßen im Alten Reich und sind damit sofort verwiesen auf das vielschichtige Bild von den Kontinuitäten und Brüchen zwischen Altem Reich und den neuen Verfassungsstaaten, die uns morgen beschäftigen werden. Doch dazu wird uns Prof. Burgdorf, den ich mit allen anderen bereits anwesenden Referenten herzlich begrüße, noch Interessantes berichten.
Vorher aber darf ich mich noch einer besonders angenehmen Verpflichtung zuwenden, die mir auch persönlich ein Anliegen ist und überleiten zu einer Ehrung und der Überreichung der Karl-Lamprecht- Medaille.
Dass wir uns Karl Lamprecht als Namensgeber für diese Medaille ausgewählt haben, ist kein Zufall. Wir schätzen ihn als einen der Väter der deutschen Landesgeschichtsschreibung und würdigen mit einer Medaille, die seinen Namen trägt, Persönlichkeiten, die sich um den Gesamtverein und seine Zielsetzungen verdient gemacht haben.
Damit komme ich zum Preisträger, zu Herrn Wolfgang Schaile. Erlauben Sie mir, um seine Verdienste anschaulich werden zu lassen, einen kurzen persönlichen Rückblick. 1996 wurde ich zum Schatzmeister des Gesamtvereins gewählt, im Frühjahr 1997 fuhr beladen ich mit ca. 40 Ordnern, die mir der frühere Schatzmeister Prof. Eugen Specker in Ulm überreicht hatte, Hause – und war verzweifelt. Ich hatte dieses ungeliebte Amt ohnehin nur übernommen, um die Vertretung des Südens im Gesamtverein noch aufrechtzuerhalten und nicht die gesamte Vorstandschaft dem Norden zu überlassen. Was ich mir damit an wirtschaftlichem und organisatorischen Aufwand einhandelte, vor allen was die Blätter für deutsche Landesgeschichte betraf, habe ich damals nicht einmal geahnt. Von 2003 bis zum heutigen Tage war ich schließlich Vorsitzender. Und seither war Herr Schaile ein ständiger Wegbegleiter. Ohne hin wäre ich damals untergegangen, ihm verdankt aber der Gesamtverein auch seine gute finanzielle Situation.
Der vielzitierte Spruch: „Wer unter Schaile Schatzmeister ist, ist unerheblich“ hatte seine Berechtigung, weil er alles erledigte, was mit den Finanzen zu tun hatte, von der Pflege des Verteilers über den Einzug der Beiträge bis zur Steuererklärung. Und dass er vorausschauend Vorsitzenden und Schatzmeister auf Probleme hinwies und vor möglichen Fehlentwicklungen warnte, vervollständigt das Gesamtbild eines unverzichtbaren, leistungsstarken Mitarbeiters. Zugute kam ihm dabei eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann, Erfahrungen in der Bundeswehrverwaltung und im NATO-Management. Später war er in der Bayerische Staatskanzlei tätig, zunächst beim Landesbeauftragten für den Datenschutz, und danach bis heute beim Haus der Bayerischen Geschichte, wo wir auch beruflich zusammenfanden.
So statte ich Ihnen, lieber Herr Schaile mit dieser Medaille einen ganz persönlichen Dank für die gemeinsam zurückgelegte Wegstrecke ab, auf der Sie mich loyal, freundlich und stets unaufgeregt begleitet und unterstützt haben. Vor allem aber darf ich Ihnen den Dank des Gesamtvereins aussprechen, um den Sie sich höchst verdient gemacht und bei dem Sie deutliche Spuren hinterlassen haben.
Dies drückt auch die Urkunde aus, deren Text lautet: Der Gesamtverein der deutschen Geschichts–und Altertumsvereine e.V. verleiht Herrn Wolfgang Schaile für die langjährige kompetente und engagierte Betreuung der Finanzverwaltung des Gesamtvereins und die wertvolle organisatorische Beratung und Unterstützung der Vorstandsarbeit die Karl-Lamprecht-Medaille. Regensburg, am 18. Oktober 2019
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute auch für die weiteren Jahre jetzt mit meinem Nachfolger Herrn Dr. Mötsch und der Schatzmeisterin Frau Dr. Dorfey.
Und nun wieder zurück zum Alten Reich, seinen Strukturen und seiner Strahlkraft. Wenige können uns darüber so kenntnisreich und quellengestützt unterrichten wie der Referent des heutigen Abends, Prof. Dr. Wolfgang Burgdorf.
Nach dem Studium der Geschichte, Sozialwissenschaften, Politik, Philosophie und Pädagogik in Bochum und Assistenten- bzw. Stipendiatenjahren in Hamburg, Mainz, danach wieder Bochum, promovierte er 1995 mit der Arbeit „Reichskonstitution und Nation. Reichsreformüberlegungen in der Publizistik von 1640 bis 1806“. Seit 1996 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität München und habilitierte sich dort auch 2005 mit einem großen Wurf: „Ein Weltbild verliert seine Welt. Der Untergang des Alten Reiches und die Generation 1806.“ Im Gefolge wurde er 2011 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Von 2011 bis 2014 edierte Wolfgang Burgdorf die kaiserlichen und königlichen Wahlkapitulationen der Frühen Neuzeit und legte im Jahre 2015 gleichzeitig mit diesem Band die grundlegende Monographie „Protokonstitutionalismus. Die Reichsverfassung in den Wahlkapitulationen der römisch-deutschen Könige und Kaiser 1519-1806“ vor, bei der er Titel schon Programm ist.
Seine für unseren Zusammenhang einschlägigen Publikationen zur Verfassungs- und Sozialgeschichte des Alten Reiches und seiner Eliten, zur Frage des nationalen und des europäischen Bewusstseins seit dem Beginn der Neuzeit, zum Reichsreformdiskurs, zum antieuropäischen Denken und zum Ende des Alten Reiches gelten mittlerweile als Standardwerke. Einem breiteren Publikum ist er zudem durch häufige Beiträge für Rundfunk und Feuilleton bekannt.
In einem äusserst anregenden Vortrag, der in den „Blättern für deutsche Landesgeschichte“ abgedruckt wird, zog Prof. Burgdorf faszinierende Entwicklungslinien vom Alten Reich zum Konstitutionalismus im frühen 19. Jahrhundert, die die bisher gängigen Aussagen von einer tiefen Zäsur nach 1800 zumindest relativierten.
Tagung
Die Tagung am Samstag, den 19. Oktober, fand im Thon-Dittmer-Palais statt, das dem Gesamtverein ebenfalls von der Stadt Regensburg zur Verfügung gestellt wurde.
Einleitung: Die parlamentarische Entwicklung in den süd- und mitteldeutschen Staaten hat in der geschichtswissenschaftlichen Forschung bisher nicht die verdiente Beachtung gefunden. Gerade deren Landtage in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lassen aber ein vielschichtiges Bild von den Kontinuitäten und Brüchen zwischen Altem Reich und neuen Verfassungsstaaten erkennen. Immerhin erlangten die Parlamente nun einen unübersehbaren Stellenwert und entwickelten neben der ständischen Tradition auch moderne Beteiligungsformen, die zu prägenden Faktoren der Demokratiegeschichte Deutschlands wurden.
Ein intensivierter wissenschaftlicher Diskurs zwischen der politischen Kulturgeschichte, der modernen Parlamentarismusforschung und der Landesgeschichte kann dazu neue Perspektiven und Erkenntnisse erbringen. Die Tagung will Brücken bauen zwischen diesen geschichtswissenschaftlichen Teildisziplinen, indem sie neben Länderdarstellungen auch den Blick auf die parlamentarischen Kulturen und Lebenswelten richtet und zum verstärkten biografischen Zugriff anregt. Die landesgeschichtliche Forschung und Vermittlung soll damit auch Impulse erhalten, um dem Länderparlamentarismus einen für ein föderales Staatswesen angemessenen Stellenwert zu verleihen und ihn im Geschichtsbewusstsein der Bevölkerung wirksam zu verankern.
Nach der Einführung zum „Länderparlamentarismus in der deutschen Geschichtsschreibung“ durch Prof. Dr. Dirk Götschmann folgten am Vormittag eine Sektion, die sich unter dem Titel „Deutsche Länder im Vergleich“ den vier Ländern Hessen, Bayern, Sachsen-Weimar-Eisenach und Sachsen widmete.
Der Nachmittag galt dem Thema „Parlamentarische Kulturen und Lebenswelten“ wobei in drei Projektberichten ein besonderer biografischer Schwerpunkt gesetzt wurde.
Programmablauf
9.00 Uhr | Einführung: Länderparlamentarismus in der deutschen Geschichtsschreibung (Dirk Götschmann, Würzburg) |
Prof. Dr. Dirk Götschmann wurde eingeführt von Manfred Treml als der herausragenden bayerische Parlamentarismusexperte, der mit seinem Standardwerk „Bayerischer Parlamentarismus im Vormärz. Die Ständeversammlung des Königreichs Bayern 1819–1848, Düsseldorf 2002“, ein unübertreffliches Kompendium für dieses Thema und diesen Zeitraum geschaffen hat.
Teil 1: Deutsche Länder im Vergleich
Moderation: Beate Dorfey, Koblenz | |
9.30 Uhr | „Die Bande des Vertrauens zwischen Uns und Unserm Volk immer fester zu knüpfen..." Die südwestdeutschen und die hessischen Landtage im Vormärz (Ewald Grothe, Wuppertal) |
10.00 Uhr | Stetigkeit ist unser Princip. Profil und Handlungslogik der Ersten Kammern in den konstitutionellen Monarchien (Bernhard Löffler, Regensburg) |
Moderation: Johannes Mötsch, Meiningen | |
11.00 Uhr | Frühkonstitutionelle Parlamente in den deutschen Kleinstaaten: Das Beispiel Sachsen-Weimar-Eisenach (Gerhard Müller, Jena) |
11.30 Uhr | Diners, ihr Sinn, ihre parlamentarischen Gegner und Liebhaber. Menüs für den sächsischen Landtag 1833-1918. (Josef Matzerath, Dresden) |
Teil 2: Parlamentarische Kulturen und Lebenswelten
Moderation: Konrad Elmshäuser, Bremen | |
14.00 Uhr | Arbeits- und Kommunikationsformen im frühen deutschen Länderparlamentarismus (Thomas Mergel, Berlin) (Der Beitrag musste ausfallen wegen Erkrankung des Referenten; das Manuskript für die „Blätter für deutsche Landesgeschichte“ ist zugesagt.) |
14.30 Uhr | Parlamentsbilder. Entstehungsgründe, Darstellungsroutinen und Gebrauchsweisen (Andreas Biefang, Berlin) |
15.00 Uhr | Antiparlamentarismus und Parlamentarismuskritik im 19. Jahrhundert – Versuch einer Systematisierung (Vincente Pons Marti, Frankfurt) |
Moderation: Konrad Elmshäuser, Bremen | |
16.00 Uhr | Privatleben, Beruf und Mandat - die sozialen Grundlagen parlamentarischer Repräsentation 1815-1848" (Andreas Schulz, Berlin) |
16.30 Uhr | Biografien |
Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungen 1830-1866 (Ewald Grothe, Wuppertal) | |
Geschichte des Bayerischen Parlaments - CD und Homepage (Wolfgang Schuster, München) | |
Schülerprojekt: Bayerische Abgeordnete von 1819 (Manfred Treml, München) | |
17.30 Uhr | Schlussdiskussion und Verabschiedung (Manfred Treml, München) |
In der Schlussdiskussion wurden verschiedene Teilaspekte vertieft, vor allem aber wurde der intensivere fachliche Austausch zwischen moderner Parlamentarismusforschung und Landesgeschichte angeregt, die durch eigene Untersuchungen regional und lokal vertiefende Studien und einen verstärkten biografischer Zugriff anbieten sollte. Dass der Gesamtverein sich über diese Tagung hinaus als Vermittler und Anreger versteht und daher auch als Koordinator für einen einschlägigen Arbeitskreis zur landesgeschichtlichen Parlamentarismusforschung tätig werden könnte, wurde am Schluss der Tagung als Zukunftsperspektive festgehalten.